The Final Solution

Judenverfolgung und die geplante Vernichtung der jüdischen Rasse im 3. Reich

Geschichtliche Hintergründe

Die Geschichte der Juden im deutschsprachigen Raum ist mehr als 1700 Jahre alt. Im Mittelalter litt die jüdische Gemeinde unter Pogromen und Vertreibungen und wurde an den Rand der christlichen Gesellschaft gedrängt.

In Folge der Haskala (der jüdischen Aufklärung in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts) und der Emanzipation (im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts) verbesserte sich der Status und die Situation der Juden zunehmend. Sie nahmen die deutsche Sprache und Kultur an, erlebten einen Aufstieg ihres wirtschaftlichen Status und integrierten sich hauptsächlich ins deutsche Bürgertum.

Doch in diese Phase der Emanzipation und Gleichstellung der deutschen Juden, fiel ebenso die Entstehung des modernen Antisemitismus. Trotz der Gründung antijüdischer Parteien und der Verbreitung antisemitischer Propaganda hielt ein Großteil der Juden, die sich als „deutsche Staatsbürger jüdischen Glaubens" verstanden, an der Loyalität zum Vaterland fest. Mit dem Aufstieg der NSDAP an die Macht, sollte diese Phase der deutsch-jüdischen Geschichte ein abruptes Ende finden.

In den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts brach in Europa ein aggressiver und antisemitischer Nationalismus aus, der rassistische und gesellschaftliche Behauptungen aufstellte und der in den Juden eine minderwertige und gefährliche Rasse sah. Er forderte, die wirtschaftliche Aktivität der Juden einzuschränken und sie aus dem öffentlichen Leben in ihren Staaten zu entfernen. Diese Erscheinung war in Deutschland besonders stark. (1)

Mit Adolf Hitlers Aufstieg zur Macht 1933, wurde der rassistische Antisemitismus zur offiziellen Politik und Ideologie Deutschlands. Im November 1938 ((Reichs)kristallnacht) fand in Deutschland eine organisierte antisemitische Kampagne statt, mit der Zerstörung von Synagogen, Massenverhaftungen, Zerstörung und Plünderung von Geschäften in jüdischem Besitz, sowie der systematischen Registrierung jüdischen Vermögens, mit dem Ziel, es zu einem späteren Zeitpunkt zu enteignen. Neben den Juden wurden auch Angehörige anderer als Feinde des Reiches geltender Gruppen verfolgt, wie beispielsweise Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen, Homosexuelle, Roma und Sinti sowie politische Gegner.

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, am 1. September 1939, begann eine neue Phase in der deutschen Politik gegenüber den Juden.

Nach der Eroberung Polens wurden die Juden in Osteuropa in Ghettos konzentriert, während man in Westeuropa mit der Registrierung der Juden und der Enteignung ihres Besitzes begann.

Am 21. September 1939 sandte Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und später Leiter des Reichssicherheitshauptamtes in der SS, den „Schnellbrief“, in dem er die Richtlinien und die Haltung gegenüber den Juden in den Gebieten des besetzten Polens darlegte. In der Anweisung wurde festgelegt, dass die in kleineren Städten und Dörfern lebenden Juden in die größeren Städte gebracht werden sollen, in denen Juden in Ghettos konzentriert werden. In den Ghettos sollten sogenannte „Judenräte“ errichten werden, deren Aufgabe darin bestehen sollte, die Befehle der deutschen Behörden auszuführen. Des Weiteren wurde die Arisierung jüdischer Fabriken festgelegt, unter Berücksichtigung der Bedürfnisse der Armee und des wirtschaftlichen Werts der Fabriken.

Etwa ein Jahr nach der Eroberung Polens wurden die meisten polnischen Juden in geschlossene Ghettos gesperrt, zumeist in den ärmsten und heruntergekommensten Vierteln. Im Frühling 1940 wurde in Lodz das erste große Ghetto errichtet, das hermetisch abgeschlossen war, und im Herbst 1940 wurde in Warschau das größte Ghetto errichtet, in dem zeitweise knapp eine halbe Million Juden eingesperrt waren.

Erste Massenmorde ereigneten sich auf den Gebieten der Sowjetunion, die die Deutschen nach der Invasion im Juni 1941 besetzt hatten. In der nächsten Phase errichteten die Deutschen Ghettos auch in diesen Gebieten, jedoch bestanden die Ghettos in den meisten Fällen nur für einen kurzen Zeitraum, bevor die Juden von dort in ihren Tod geführt wurden. Im März 1944 besetzten die Deutschen Ungarn, und im Mai begannen sie mit der Deportation der ungarischen Juden nach Auschwitz. Im November 1944 gaben
die Deutschen die Errichtung eines Ghettos in Budapest bekannt, in dem etwa 70.000 der Juden der Stadt eingesperrt wurden. Insgesamt errichteten die Deutschen mehr als 1.000 Ghettos in Osteuropa und vereinzelte Ghettos in Zentral- und Südeuropa.

Mit dem Einmarsch der deutschen Armee in die Sowjetunion am 22. Juni 1941, begann der Massenmord von Juden durch Erschießung. Bis Ende 1941 wurden 80 Prozent der litauischen Juden ermordet und bis Anfang 1943 wurde der Großteil der Juden der westlichen Ukraine und Weißrusslands ermordet. In den ersten Monaten nach dem deutschen Einmarsch in die Sowjetunion wurden zusätzlich etwa 150.000 rumänische Juden von Rumänen und Deutschen ermordet. Im Januar 1942 wurde in Wannsee, einem Vorort Berlins, die „Wannseekonferenz" einberufen, um die Durchführung der „Endlösung des Judenproblems", so der Deckname für den Plan, das jüdische Volk in Europa und Nordafrika zu ermorden, zu koordinieren.

Mit Beginn der „Endlösung“ in ganz Europa wurde den Juden gemeinhin befohlen sich in der Nähe von Bahnhöfen zu versammeln, von denen aus sie in die Vernichtungslager deportiert wurden, verurteilt zu lang andauernden Reisen und unter Bedingungen, die zahlreiche Opfer forderten. In den Vernichtungslagern wurden die Juden Europas als Teil des Plans der „Endlösung“ systematisch ermordet. In einigen Lagern wurden Gaskammern gebaut. Mit Ankunft der Deportationszüge in den Lagern wie Auschwitz, Belzec, Sobibor, Dachau, Mauthausen, Treblinka und Chelmno, wurden alle – Männer, Frauen und Kinder - direkt in ihren Tod geschickt.

Die jüdischen Häftlinge mussten zudem Zwangsarbeit verrichten, erst auf Bauernhöfen, bei der Reparatur von Straßen, beim Abholzen von Wäldern, und später hauptsächlich in Industrie- und Rüstungsfabriken. Auch private Fabriken beuteten die Arbeit der jüdischen Häftlinge aus. Ohne Medikamente und durch dauernde Misshandlung und Hunger starben mehr als eine halbe Million Juden in den Arbeitslagern.

In den letzten Phasen des Krieges, als sich die deutsche Armee an allen Fronten zurückzog, wurde ein Teil der jüdischen Zwangsarbeiter, die noch in Arbeitslager verwandelten Ghettos verblieben waren, ermordet. Die übrigen Juden wurden von den Deutschen in die Vernichtungszentren gebracht, die noch in Betrieb waren, wie Chelmno und Auschwitz-Birkenau, oder in Todesmärschen zu Konzentrations- und Arbeitslagern innerhalb des Reichs evakuiert. Bei den Todesmärschen nach Westen wurde der Großteil der Häftlinge ermordet oder starb an Erschöpfung, Hunger und Kälte.

Nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands kehrten die Überlebenden des jüdischen Volkes aus den Lagern, Wäldern und im Rahmen der Repatriierung (der Rückkehr) aus der Sowjetunion zu ihren Häusern zurück. Dort wurden sie meist von wütenden und feindseligen Nachbarn empfangen. Etwa 1.000 Überlebende wurden in den ersten Monaten nach der Befreiung von antisemitischen Banden ermordet. Zehntausende Überlebende flohen Richtung Westen und sammelten sich in Displaced Persons-Lagern in Deutschland, Österreich und Italien.

Viele Holocaust-Überlebende versuchten nach Palästina zu gelangen, wurden jedoch von den britischen Behörden in Internierungslager in Atlit und auf Zypern geschickt. Mit Gründung des Staates Israel wurden die Tore für die Masseneinwanderung von Holocaust-Überlebenden geöffnet. Etwa 100.000 jüdische Displaced Persons emigrierten in die Vereinigten Staaten, nach Kanada, Australien und in die Staaten Lateinamerikas.

In den Prozessen gegen die nationalsozialistischen Kriegsverbrecher wurden tausende Deutsche und ihre Kollaborateure verurteilt und bestraft. Dennoch wurde die Mehrheit der Täter bis zum heutigen Tage nicht vor Gericht gestellt und belangt. In den Jahren 1945-1949 wurden lediglich 31.651 von hunderttausenden Nazi-Kriegsverbrechern verurteilt.

 

Durchgangslager, Jugendhaftstätten, Zwangsarbeitslager, Internierungslager Konzentrations- und Vernichtungslager 1933-1945:

Über 7.000 Lager (u.a.in Deutschland, Polen, Litauen, Lettland, Österreich, Frankreich, Niederlange und Estland)

 

Zu den bekanntesten Lägern zählen:

  • Ausschwitz I und II (Polen)
  • Mauthausen (Österreich)
  • Sobibor (Polen) T
  • reblinka (Polen)
  • Buchenwald (Deutschland)
  • Bergen-Belsen (Deutschland)
  • Stutthof (Polen)

Amerikanische Forscher und Historiker sprechen inzwischen von 42.500 Lager. Ihre Forschungsergebnisse sollen mit sämtliche Daten sollen bis 2025 in einer mehrbändigen Enzyklopädie der Lager veröffentlicht werden.

 

Jüdische Opferzahlen: Über 6.000.000 Opfer

Belgien: 25.000
Deutsches Reich: 165.000
Frankreich: 76.000
Griechenland: 58.800
Jugoslawien: 60.000
Lettland: 60.000
Litauen: 145.000
Luxemburg: 12.000
Niederlande: 102.000
Österreich: 65.000
Polen: 3.000.000
Rumänien: 287.000
Sowjetunion: 1.000.000
Tschechoslowakei: 260.000
Ungarn: 27.000

 

(1) In Deutschland erschien 1843 Bruno Bauers Aufsatz Die Judenfrage. Seither beschäftigten sich Hunderte von Traktaten, Pamphleten, Zeitungsartikeln und Büchern damit. Als „Lösungen“ dieses „Problems“ schlugen Judengegner Assimilation, Umsiedlung oder Ausweisung vor, während Liberale oder Philosemiten Konzepte der Integration, Erziehung und Tolerierung vorschlugen.

Etwa seit 1860 erhielt der Begriff zunehmend antisemitischen Sinn: Juden wurden unter diesem Titel immer öfter als Hindernis für Identität und Zusammenhalt der Nation und als Fremde im eigenen Land definiert. Antisemiten wie Wilhelm Marr, Karl Eugen Dühring, Theodor Fritsch, Houston Stewart Chamberlain, Paul de Lagarde und andere erklärten die Judenfrage zum durch Integration unlösbaren Rassenproblem, um ihre Forderungen nach „Entjudung“ der Presse, von Bildung, Kultur, Staat und Wirtschaft, der Ächtung von „Mischehen“ usw. plausibel erscheinen zu lassen und die Juden aus vermeintlich dominierender gesellschaftlicher Stellung zu verdrängen.

Frühe Antisemiten etablierten parallel zur allmählichen rechtlichen Gleichstellung der Juden ein Vokabular vom „Ausmerzen“, „Ausschalten“, „Beseitigen“, „Entfernen“, „Unschädlichmachen“, „Vertilgen“ oder sogar „Ausrotten“ der Juden im öffentlichen Diskurs. Mittels solcher biologistischen Metaphern wurden die Juden entmenschlicht und mit Krankheitserregern, Insekten oder Parasiten gleichgesetzt. Demgemäß wurden für sie unter anderem Einwanderungs- und Berufsverbote, die Zwangssterilisation zur Verhinderung von Nachwuchs, der Entzug aller Bürgerrechte und wirtschaftliche Unterdrückungsmaßnahmen gefordert.

 

Das einzige existierene Protokoll der Sitzung vom 20.1.1942 am Wannsee, auf der die Endlösung der Jundefrage das einzige Thema war:

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Sonstige Infos

Zitate von einigen der Überlebenden des Holocaust.

"Mich von meiner Mutter zu verabschieden, war in der Lagerzeit das Allerschwerste", sagt Erna de Vries. "Ich wusste ja genau, dass sie aus Auschwitz nicht wieder herauskommt."

Magda Hollander-Lafon: „Drei Tage dauerte die Fahrt im Viehwaggon von Ungarn nach Auschwitz. Als wir ankamen, an einem kalten und nebligen Morgen, wurden wir getrennt. (…) Ich sollte nach rechts gehen. Mutter und Schwester mussten nach links gehen. Sie wurden sofort ermordet.“

Lisa Miková: „Da war kein Bahnhof, sondern nur viele Gleise auf einem großen Platz, der von Scheinwerfern erhellt war. (…) Diese Männer - es waren Polen - sind in den Zug hereingekommen. Sie schrien: 'Alles raus, alles aussteigen, Gepäck bleibt im Zug!' (…) Nach links gingen die jungen Frauen, die gutaussehenden. Rechts gingen ältere Frauen und Mütter mit Kindern. Frau mit Brille? Rechts. (…) Mindestens ein Viertel der Frauen ging nach rechts. Sie mussten in Lastwagen steigen und wurden weggefahren. Sie kamen sofort ins Gas.“